Wünschewagen
„Zuwendung geben, das ist immer eine Freude“
Hans-Rudolf Lefs gehört zum Team des Wünschewagens vom ASB-Landesverband
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Tel.
0431 / 70694-111
„Ich hab noch keinen Fahrgast gehabt, der sich nicht gefreut hat.“ Für Hans-Rudolf Lefs ist es ganz klar, warum er freiwillig für den Wünschewagen des ASB-Landesverbands Schleswig-Holstein arbeitet. Menschen in der allerletzten Phase ihres Lebens noch einmal ein besonderes Erlebnis bereiten, etwas Sinnvolleres kann sich der Rentner aus Wedel kaum vorstellen.
Beruflich war Hans-Rudolf Lefs als Feuerwehrbeamter und zugleich als Rettungssanitäter in Hamburg tätig. Wenn man so will, verfügt er damit über das Gen des Helfenwollens – und über die Qualifikation dafür. Als er dann als junger Ruheständler vom Ende 2015 in Dienst gestellten Wünschewagen des ASB erfuhr, war für ihn klar, wofür er einen Teil seiner neuen freien Zeit aufwenden wollte. „Ich fand das Projekt einfach gut“, erzählt Lefs, auf dessen Entschluss zum Mitmachen schon bald der erste Einsatz folgte.
Mit einer Frau, die ihre letzten Tage im Hospiz verbrachte, ging es ins Ostseebad Travemünde. Und obwohl der Mann, der im Beruf ständig mit den existenziellen Fragen des Lebens zu tun hatte, alles andere als nervös ans Werk ging, stellte er fest, dass es im Wünschewagen doch ganz anders ist. „Beim Rettungsdienst geht es eher um das Handwerk und die Technik, im Wünschewagen stehen die Gefühle im Mittelpunkt“, hat er festgestellt.
Positiv sind diese Gefühle für die Fahrgäste immer, ausgelöst werden sie auf ganz unterschiedliche Weise. Es kann ein Ausflug in die Autostadt Wolfsburg sein, die Teilnahme an einem Familientreffen, ein Rundflug mit dem Sohn oder Krabbenpulen im Hafen von Husum. Oft wird die Stimmung dabei „sehr, sehr emotional“, sagt Lefs, der inzwischen mehr als 20 Fahrten hinter sich und kein Problem mit den immer wieder aufkommenden Gefühlen hat. Deren Triebfeder ist schließlich fast immer die pure Freude am Augenblick. „Ich habe den Eindruck, dass die Menschen während dieser Zeit ihre Krankheit ein bisschen vergessen“, sagt Hans-Rudolf Lefs. Und überhaupt wohnt dem Kontakt mit Menschen, deren Leben zu Ende geht, nach seiner Erfahrung etwas Tröstliches inne. „Die meisten sind mit sich im Reinen“, sagt der Mann vom Wünschewagen und findet, dass aufgrund solcher Erfahrungen auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod ein Stück weit ihren Schrecken verliert.
Im Wünschewagen jedenfalls wird viel gelacht. Und wenn Bekannte, denen er von seinem Ehrenamt erzählt, bekunden, dass sie so etwas nie und nimmer könnten, nimmt Lefs es mit wissender Gelassenheit hin. Denn er ist überzeugt: „Zuwendung geben, das bedeutet viel mehr Freude als Belastung.“
Im komplett ehrenamtlich betriebenen und mit Spenden finanzierten Wünschewagen des ASB engagieren sich gegenwärtig ungefähr 120 Freiwillige. Weil ganz Schleswig-Holstein abgedeckt werden muss und für jede Fahrt mehrere Helfer nötig sind, besteht aber immer noch Bedarf. Vorbereitet werden die Ehrenamtlichen durch Seminare, in denen es um den Umgang mit Schwerstkranken, um die Bedeutung des Todes in den verschiedenen Religionen und um andere Themen geht.