Besuchshundeführer:in
„Mit die schönste Art, Menschen Zuwendung zukommen zu lassen“
Tanja Hagedorn leitet den Besuchshundedienst beim Regionalverband Kiel.
Moin zusammen,
ich bin die Gruppenleitung der Besuchshunde RV Kiel und möchte mich mal offiziell vorstellen:
Ich bin Tanja Hagedorn (47), verheiratet, ein Sohn (16) und Pflegehelferin. Seit 2019 bin ich Besuchshundeführerin und im April 2021 habe ich die Gruppenleitung übernommen. Meine Golden-Retriever Hündin Holly (6) hat unglaublichen Spaß bei der Arbeit mit den Senior:innen. Momentan sind wir aus Zeitmangel leider nicht wirklich aktiv, aber wir haben noch viele weitere tolle Mensch-Hunde-Teams in unserer Gruppe.
Dass Hunde beim Menschen nachweislich prosozial und stressreduzierend wirken, kann man in vielen Studien nachlesen. Seit einigen Jahren weiß man, dass die großen Kulleraugen zur Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin führen, welches erstmals in der Mutter-Kind-Bindung entdeckt und untersucht wurde. Die Wirkung des Hormons kennt jeder Hundebesitzer oder Tierliebhaber und genau dieses Wohlgefühl wollen wir im Besuchshundedienst teilen. Die Besuchshunde beim ASB besuchen ehrenamtlich mit ihren Besitzer:innen unterschiedlichste Einrichtungen mit Senior:innen, Kindern verschiedener Altersklassen und Menschen mit Beeinträchtigungen.
Die Tiere kontaktieren die Bewohner:innen und bilden eine „Brücke“ zum Menschen am anderen Ende der Leine. Allein mit ihrer bloßen Anwesenheit und Zuwendung schaffen die Hunde es, die Besuchten aus einer inneren Isolation zu holen. Gerade in Alten- und Behindertenwohnheimen sehen wir, dass sich die Betroffenen oft in sich selbst zurückziehen. Durch den regelmäßigen Besuchsdienst in einigen Heimen wissen die Bewohner:innen genau, wann die Hunde kommen und freuen sich schon darauf. Nach wenigen Terminen ist der Raum schon beim Eintreten der Hunde voller Leben. Es wird gelacht, geschnalzt und gelockt. Die Hunde wedeln mit der Rute, freuen sich über all die bekannten Gesichter und die vielen Hundekekse, die freudig überreicht werden. Das Streicheln des Fells, die weichen Ohren anfassen, Leberwurst vom Finger lecken oder Leckerlies geben - dies sind Reize, die viel beim Menschen auslösen und es ihnen möglich machen, Sorgen und Ängste einen Moment zu vergessen. Für einige ist es eine Art von Trost, für die anderen eine Reise in die Vergangenheit, wenn sie zum Beispiel selbst einen Hund hatten. Auf alle Fälle sorgt der Besuch für jede Menge Gesprächsstoff untereinander und miteinander und ist eine willkommene Ablenkung vom Alltag.
Die Hundebesitzer:innen sind speziell für den Besuchsdienst ausgebildet worden und die Hunde mussten sich vor dem Einsatz einem Eignungstest unterziehen. Gerade im Bereich Kindergärten und Schulklassen wollen wir die Angst vor Hunden nehmen. Wir zeigen den Kindern spielerisch, wie man sich einem Hund richtig nähert und dem Tier gegenüber verhält. Der Hund sorgt für eine ruhige Atmosphäre und Gelassenheit. Dies spürt man besonders in Bereichen mit Menschen, die eine Beeinträchtigung haben. Verkrampfte Hände lockern sich, der Blutdruck normalisiert sich, ein Lächeln zeigt sich im Gesicht, der Hundename wird ausgesprochen von eigentlich stummen Bewohnern. Diese Freude und Begeisterung sind Erfahrungen, die beim Klienten, den Hunden und deren Besitzer:innen ganz viel bewegt und lange anhalten lässt. Alle Besuche finden nach Absprache mit den Einrichtungen, den Hundebesitzer:innen und Klient:innen statt.
ASB-Besuchshundeteams gibt es in den Regionalverbänden Kiel, Stormarn-Segeberg, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg. Sie freuen sich über weitere Interessierte, die sie mit Hund(en) ehrenamtlich unterstützen möchten, denn es gibt noch viele Einrichtungen, die sehnsüchtig auf Besuchshunde warten.
Weitere Infos und Kontakt in den jeweiligen Regional-Geschäftsstellen.
Die Eignungsprüfung für Besuchshunde – ein Bericht
(von G. Seyer, 10/2023)
Auf der Hinfahrt:
Er: „… also nach Gnutz…“
Sie: „Genau, da findet die Eignungsprüfung für die Besuchshunde statt.“
Er: „Aha, und was passiert da so?“
Sie: „Die Hunde müssen zeigen, dass sie nicht ängstlich, schreckhaft oder womöglich sogar aggressiv auf bestimmte Situationen reagieren.“
Er: „Was für Situation meinst Du?
Sie: „Weiß ich auch nicht so genau, aber es wird laute Geräusche, wie das Knallen von Luftballons geben und die Hunde werden ungewohnte Situationen, wie das Fallen einer Person und das Bewegen einer Decke oder eines Umhangs erleben. Dabei müssen sie zeigen, dass sie dabei ruhig und freundlich bleiben.“
Er: „Schön, schön, und was soll ich da?“
Sie: „Nun ja, diese Prüfungssituationen müssen ja bereitgestellt werden. Und dafür braucht es Helfer."
In Gnutz angekommen, treffen die beiden mit ihrer Hündin auf eine ganze Reihe anderer Mensch-Hunde-Teams und bewundern die schöne und gepflegte Hundeschule, in der die Prüfung stattfinden wird. Alle Teams freuen sich über das angenehme Wetter und sehen der Prüfung gespannt entgegen. Die freundliche Prüferin weist die Helferinnen und Helfer routiniert und zugewandt in ihre Aufgaben ein. Ein Hund nach dem anderen muss sich unter den wachsamen und dennoch wohlwollenden Augen der Prüferin den verschiedenen Aufgaben stellen. Am Ende haben alle Hunde die Eignungsprüfung bestanden. Die Laune aller Beteiligten ist jetzt nicht mehr nur gut, sondern es stellt sich auch eine gewisse Erleichterung ein. Das merkt man dann auch bei der Aufstellung zum Gruppenfoto.
Auf der Rückfahrt:
Er: „Das war ja richtig kurzweilig und es hat ja auch alles prima geklappt.“