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Sonnenstrahlen, Meer und ein letztes Mal Pommes – Tines Abschiedsfahrt voller Erinnerungen
Seit einem Jahr besteht nun das Hospiz in Meldorf, und heute startet von dort eine weitere Fahrt mit dem Wünschewagen. Diesmal begleiten wir die 48-jährige Tine, deren Leben durch eine unheilbare Krankheit aus der Bahn geworfen wurde. Seit der Diagnose im letzten Jahr hat sich für die gelernte Vermessungstechnikerin alles verändert. Nun ist sie seit zwei Wochen im Hospiz – doch ein Wunsch bleibt: Noch einmal das Meer sehen, eine Pommes essen und vielleicht sogar noch einmal nach Hause zurückkehren.
Hier kommen Mirko und ich, Nina, ins Spiel. Es ist ein sonniger Nachmittag mitten in der Woche, als wir das Hospiz betreten und Tine mit ihrer Familie im Löwenzahnzimmer kennenlernen. Nach einem kurzen Gespräch wird Tine, gezeichnet von der Krankheit und mit Medikamenten versorgt, auf der Liege in den Wünschewagen gebracht. An ihrer Seite ihre Mutter, die tapfer versucht, diesen Tag zu meistern, obwohl allein der Gedanke, ihre Tochter zu verlieren, schier unerträglich ist. Trotz ihrer Reisekrankheit begleitet sie Tine voller Liebe und Fürsorge.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, vorbei an Kohlfeldern, Windrädern und kleinen Dörfern bis zum Wesselburener Koog, gefolgt von Tines Vater, Schwester und Cousine im eigenen Auto. Unser erstes Ziel ist das imposante Eidersperrwerk, wo Tines Ehemann und ihre 15-jährige Tochter bereits warten. Nur die 12-jährige Tochter fehlt – es ist einfach zu schwer, die kranke Mama zu sehen.
Nach einer kurzen Rast im Wind und den Wellen fahren wir am Deich entlang, über Schleichwege und halten schließlich mitten auf dem Deich mit Blick auf das Eidersperrwerk. Die Weite des Meeres, der Wind und die Sonnenstrahlen lassen Tines Augen leuchten – und feucht werden. Für einen Moment kann sie hier ganz in Erinnerungen schwelgen und sich in ihre Kindheit zurückversetzen, als sie fast täglich an dieser Badestelle war.
Als nächstes erfüllen wir Tines Wunsch nach einer Portion Pommes und bringen sie liegend ins Wohnzimmer ihres Elternhauses, nur einen Katzensprung vom Meer entfernt. Der Duft von frisch geräuchertem Fisch, den ihr Vater am Morgen zubereitet hat, erfüllt den Raum. Ein fröhlicher Nachmittag folgt, mit Pommes, Kaffee und vielen Erinnerungen. Immer wieder blickt Tine ihrer Tochter und ihrer Mutter in die Augen – Worte sind nicht nötig. Auch ihr Ehemann Peter weicht nicht von ihrer Seite und hält sanft ihre Hand, so gut es ihr schmerzgeplagter Körper zulässt.
Als Tine schließlich erschöpft ist, machen wir uns auf den Rückweg. „Ich liebe euch alle“, ruft sie ihrer Familie zu, bevor wir sie vorsichtig in den Wünschewagen schieben. Vorbei an Feldern und Windrädern kehren wir zurück zum Hospiz. Es war ein schöner, ein dankbarer und ein tränenreicher Nachmittag. Danke, Tine, dass wir dich auf dieser besonderen Reise begleiten durften.