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Noch einmal auf Sylt in Erinnerungen schwelgen
23-07-2022
Vor 20 Jahren war unser Fahrgast zum letzten Mal auf Sylt. Jetzt wollte die 80-jährige Frau noch einmal mit Ihrer Freundin nach Keitum, um in Erinnerungen zu schwelgen.
So langsam wird es zu einem Ritual, vielleicht ist es aber auch zur Zufall gewesen. Der erste Urlaubstag von meinem Mann und mir startete nicht mit Strandtasche und Cocktail, sondern mit der Fahrt am frühen Samstagmorgen zum Wünschewagen Hauptquartier nach Elmshorn.
Dort angekommen, erstmal checken ob alles an Bord ist, was man so braucht, wenn es darum geht, für einen Tag mit einer 80-jährigen Frau, die im Hospiz Elmshorn lebt, nach Sylt zu fahren, um noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen. Wie immer alles großartig vorbereitet von Birgit, der Koordinatorin des Wünschewagens Schleswig-Holstein.
Die Fahrt zum Hospiz ist nur einen Katzensprung entfernt, kaum Zeit um sich einzulesen, was einen erwarteten könnte. So startete der Tag also für zwei Parteien mit Aufregung und Ungewissheit: für unseren Fahrgast mit ihrer Freundin und für meinen Mann und mich. Für uns war es die fünfte Wunschfahrt, aber dieses „Lampenfieber“, was einen erwartet, ist noch nicht weniger geworden.
Wir wurden wieder herzlich im Hospiz empfangen. Da unser Gast noch nicht ganz reisebereit war, hatten wir noch Zeit, einen Kaffee zu trinken und um die Ruhe und Idylle des Hospizes auf uns wirken zu lassen. Ein Eichhörnchen lief von Vogelhaus zu Vogelhaus und suchte nach Nüssen, die Enten liefen auf der Terrasse rum und suchten nach Brötchenkrümeln, bedienten sich dann aber an den Tomaten im Kräutergarten. Ein wunderbarer Ort, der so viel Geborgenheit und Ruhe ausstrahlt.
Unser Fahrgast war so weit, kam mit ihrer Freundin und heutigen Begleitung auf uns zu, im besten Sonntagsoutfit, passend für einen ganz besonderen Ausflug nach Sylt. Hier war sie vor ca. 20 Jahren das letzte Mal. Heute soll es das letzte Mal werden, erzählte sie uns, ganz klar, realistisch und etwas aufgeregt. Für meinen Mann und mich ist es das erste Mal, erwiderte ich ganz spontan, aber wir sind uns sicher, dass wir den Tag mit so vielen Erinnerungen füllen können, dass er für uns alle unvergesslichen wird.
So starteten wir nun die 160 km Richtung Sylt. In Niebüll angekommen wurden wir vom Team der DB grandios auf die Pole Position des Autozuges gelenkt. Wieder einmal machten sich die Panoramafenster des Wünschewagens bezahlt und unser Gast konnte die Fahrt auf dem Autozug in vollen Zügen genießen.
Unser erstes Ziel war die Kirche in Keitum. Dort in der Nähe hat unser Gast früher oft Urlaub gemacht. Nun wollte sie gucken, ob sie dort noch einiges wiedererkennt. Wir machten einen Spaziergang über den Friedhof und gingen in die Kirche. Diese hat sich in all den Jahren nicht großartig verändert, erzählte uns unser Fahrgast, während sie uns von ihrem bewegten Leben berichtete. Diese Umgebung nochmals erleben zu dürfen, tat ihr sichtlich gut.
Auch wenn an den Tagen vor der Wunschfahrt alle Kräfte gesammelt worden sind, waren heute immer wieder Pausen von Nöten. Obwohl wir Rollstuhl und Trage dabei hatten, war es unserem Fahrgast aber wichtig, diesen Tag möglichst selbstständig zu gehen.
Nach einem kurzen Kräftesammeln im Wünschewagen war es Zeit für Mittagessen. Was liegt da näher, dieses bei Gosch zu tun, mit anschließendem Kurzem Spaziergang an der Strandpromenade. Die Tourismusinformation hatte uns netterweise einen E-Strandrolli zur Verfügung gestellt, aber der Wind und der Ausblick auf das Meer reichten unserem Fahrgast.
Den Nachmittag starteten wir mit einer Aussichtsfahrt zum Lister Ellenbogen, dem nördlichsten Punkt Deutschlands. Von der Trage aus konnten unsere beiden Fahrgäste den Ausblick genießen.
Immer wenn uns ein Ort zum Verweilen gefiel, machten wir dort eine Pause und genossen die Umgebung. Der letzte Abstecher des Tages führte uns zur Sylter Eismanufaktur. Mit Waffeln und Kaffee im Strandkorb genossen wir gemeinsam den Nachmittag bei netten Gesprächen.
Immer wieder wurden wir von Passanten angesprochen, die die Idee vom Wünschewagen großartig fanden. Die Rückfahrt mit dem Autozug der DB war wieder großartig organisiert und wie immer für den Wünschewagen kostenlos. Herzlichen Dank dafür!
Bei Sonnenuntergang ging es dann zurück in Richtung Hospiz. Dort angekommen verabschiedeten wir uns herzlich voneinander. Obwohl wir uns vorher nicht kannten und uns auch sicher sind, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden, haben wir eines Gemeinsam: Wir haben einen wundervollen Tag auf Sylt mit ganz vielen Erinnerungen gefüllt, jeder auf seine eigene Art und Weise.
Catharina und Christian Bethien