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Schleswig-Holsteiner Einsatzkräfte packten tatkräftig an
170 Fahrzeuge unterschiedlicher Katastrophenschutzeinheiten aus Schleswig-Holstein, darunter der ASB, sind seit dem 21. Juli in Windhagen stationiert. Gestern rückten die Einsatzkräfte im Morgennebel in das Krisengebiet im Bereich Bad Neuenahr-Ahrweiler aus. Foto: Florian Büh für MoFüSt SH
Gestern sind 32 Fahrzeuge und 195 Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein in den Bereich Bad Neuenahr-Ahrweiler gerückt. Das Gebiet befindet sich südlich der Ahr, rund um den Kurpark. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gehören zu den am Sonntag 655 neu angekommen Einsätzkräften. Sie lösten fast alle der rund 700 Freiwilligen aus Schleswig-Holstein ab. Der Kontingentwechsel verlief reibungslos und war gestern gegen 20 Uhr abgeschlossen.
Seit dem 21. Juli sind bis zu 700 Schleswig-Holsteiner in Rheinland-Pfalz vor Ort, um Hilfe im Hochwassergebiet zu leisten. Mit 170 Fahrzeugen, Kfz-Werkstatt, Versorgungs- und Sanitätseinheiten sowie Dekontaminationsstrecke zur Reinigung der Einsatzbekleidung sind die Einsatzkräfte in Windhagen untergebracht. Der Bereitstellungsraum Windhagen ist nach dem Nürburgring der zweitgrößte in Rheinland-Pfalz. Die Helferinnen und Helfer sind ausgebildete Einsatzkräfte aus den Bereichen Katastrophenschutz, Feuerwehr und Hilfsorganisationen. Dazu gehören Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Technisches Hilfswerk (THW), Malteser Hilfsdienst, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Johanniter-Unfall-Hilfe. Zudem ist ein 14-köpfiges Team der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) vor Ort, das für Helfer und Bevölkerung im Einsatz ist. Für Rückkehrer vom ASB Schleswig-Holstein werden ebenfalls PSNV-Teams zur Verfügung stehen.
Vom ASB Schleswig-Holstein sind Austauschkräfte aus Stormarn-Segeberg, Kreis Plön, Kiel und Herzogtum Lauenburg vor Ort. Sie leisten vor allem in Betreuungsgruppen und beim Eigenschutz der Einsatzkräfte Unterstützung.
„Das, was wir hier leisten, ist wertvoll“, sagt Carsten Herzog, Leiter des mobilen Führungsstabes. „Wir merken das, wenn wir vor Ort sind. Die Menschen hier haben oft alles verloren und sind dankbar für jede helfende Hand“, so Herzog. Das sieht auch Windhagens Ortsbürgermeister Martin Buchholz so. „Was für eine Woche“, bilanzierte er bei der Verabschiedung der abreisenden Kräfte am Sonntag und bedankte sich herzlich für die bespiellose Hilfeleistung aus dem Norden. „Eins haben wir in der vergangenen Woche gelernt: Wir sagen hier auch schon ’Moin’ untereinander“, erklärte Buchholz unter großem Applaus der Helferinnen und Helfer. Diese sind mittlerweile wohlbehalten zu Hause angekommen.
Die Ablösung der Kräfte lief problemlos ab. Sie waren in Teilkontingente unterteilt, die im Zwei-Stunden-Takt von Neumünster aus nach Rheinland-Pfalz starteten. Auch die Stabsleitung wechselte. Einsatzleiter sind jetzt Thomas Köstler, Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Lübeck, und Carsten Herzog, Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Flensburg.
„Das ist ein humanitärer Einsatz“, erklärt Thomas Köstler, Leiter des mobilen Führungsstabes. Wir sind für die Bevölkerung da, packen an, wo wir gebraucht werden und versorgen die Menschen mit warmen Mahlzeiten.“ Es gibt nach wie vor Gegenden, die von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten sind. So liefern täglich zwei Verpflegungseinheiten 1.500 Mahlzeiten von Windhagen aus in die Ortschaft Schuld. Zudem wurde das Team der psychosozialen Notfallversorgung um weitere sechs Seelsorger aufgestockt, die ausschließlich für die Bevölkerung da sind. Die Einsatzkräfte in Windhagen werden bereits seit vergangener Woche durch ein achtköpfiges Team betreut. „Das was unsere Helferinnen und Helfer tagtäglich im Einsatzgebiet erleben, lässt sich oft schwer verarbeiten“, weiß Carsten Herzog.
Die Unterstützung aus Schleswig-Holstein ist mit der Technischen Einsatzleitung Rheinland-Pfalz (TEL) abgestimmt. Ein Verbindungsbeamter des norddeutschen Hilfskontingents ist täglich in Ahrweiler vor Ort. Heute früh sind zwei weitere Bereitschaften (bestehend aus Feuerwehr, THW, Sanitätsgruppen) mit je 16 Fahrzeugen in die Krisenregion aufgebrochen. Im Laufe des Tages werden voraussichtlich weitere Einheiten folgen.
Die Menschen aus Bad Neuenahr-Ahrweiler zeigen ihre Dankbarkeit auf ganz besondere Weise. Quelle: Mobiler Führungsstab Schleswig-Holstein/THW
UPDATE 28.07.2021
Sanitäter und Betreuungskräfte aus Schleswig- Holstein setzen Maßstäbe bei Hochwasserhilfe
„Wir arbeiten hier wie eine Familie eng zusammen“, konstatiert Stephan Vogt von der Johanniter-Unfall-Hilfe zum gemeinsamen Sanitätsdienst der verschiedenen Hilfsorganisationen. Im Abschnitt Sanität leisten 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, DLRG, der Johanniter-Unfall-Hilfe, des Malteser Hilfsdienstes und des Arbeiter-Samariter-Bundes wichtige Arbeit für die Bevölkerung sowie Einsatzkräfte vor Ort. Erleichterung herrschte bei den Sanitätern, als sie ein schon mehrere Stunden vermisstes 90-jähriges Ehepaar wiedergefunden haben. Beide hatten kaum noch Lebensmittel und aufgrund von zerstörten Brücken über die Ahr keine Möglichkeit, um zu Nahversorgungsgeschäften zu gelangen. Daher begleiteten die Sanitäter die betagten Eheleute zum Einkaufen und nahmen für sie Kontakt zu ihren Angehörigen auf.
Von den rund 700 Einsatzkräften aus Schleswig-Holstein sind alleine 112 Einsatzkräfte der Logistik- und Betreuung von DRK, DLRG, Freiwilligen Feuerwehren Plön und Rendsburg-Eckernförde, Arbeiter-Samariter-Bund und Malteser Hilfsdienst zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger aber auch der Einsatzkräfte aktiv.
Nach zehn Tagen ohne elektrische Versorgung versorgten die Logistik- und Betreuungseinheiten aus Schleswig-Holstein die Menschen in der Gemeinde Schuld mit 1.500 warmen Mahlzeiten. Dort wurden hierzu eigens zwei Betreuungseinheiten fest installiert. Florian Kutzke, Einheitsführer der SEG Versorgung ist vor Ort: „Es ist zwar stressig, aber total erfüllend. Wir haben das Gefühl, hier wirklich gebraucht zu werden.“ Teilweise wird die Bevölkerung auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Essen versorgt.
Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) unterstützt die Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät und zahlreichen Helferinnen und Helfern. Schuttberge, zerstörte Fahrzeuge und Trümmer wurden durch die Fachgruppe Räumen und die Fachgruppe Wassergefahren zu zentralen Müllplätzen in der Stadt transportiert. Mit Radlader und Bagger wurden die THW-eigenen LKW- Kipper beladen. So konnte der Unrat, den die zahlreichen Helfer aus den Häusern brachten, abtransportiert und Straßenzüge freigehalten werden.
Die Beseitigung der gravierenden Schäden in einem Seniorenheim in Bad Neuenahr durch Einsatzkräfte des Landkreises Stormarn wurde abgeschlossen. Die Einsatzkräfte aus den Landkreisen Pinneberg und Schleswig-Flensburg sind in Sinzig aktiv, um dort bei der ABC-Erkundung in einem Unternehmen zu unterstützen und im Ort Schäden zu beseitigen sowie Hilfe zu leisten. In der stark beschädigten Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Ahrweiler leisteten die Feuerwehren aus Rendsburg-Eckernförde Aufräumarbeiten und zogen zudem ein Autowrack aus der Ahr.
„Die Dankbarkeit der Menschen in der Region zeigt, dass unsere Hilfe ungemein wichtig ist“ betont der Leiter des Mobilen Führungsstabes, Carsten Herzog von der Berufsfeuerwehr Flensburg.
Thomas Scheld leitet das PSNV-Team aus dem Norden und kümmert sich auch um die Nachsorge der Helferinnen und Helfer nach ihrer Rückkehr. Quelle: LFV
UPDATE 29.07.2021
Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein helfen weiterhin im Krisengebiet
Auch am neunten Tag sind alle vier Feuerwehrbereitschaften in die entsprechenden Einsatzabschnitte zur aktiven Hilfe vor Ort ausgerückt. Ein Schwerpunkt liegt heute in Sinzig. In der 18.000 Einwohner zählenden Gemeinde stand ein kompletter Stadtteil zwei Meter unter Wasser. Neben der Hilfe für die Bevölkerung und der Beseitigung von Gefahrgut werden dort heute fußläufig nicht erreichbare Areale erkundet. Dazu werden zwei Drohneneinheiten eingesetzt. In Sinzig sind aktuell 263 der insgesamt eingesetzten 731 Helferinnen und Helfer vor Ort.
„Das Schlimmste für die Bevölkerung hier ist der festgetrocknete Schlamm in den Wohnungen. Wir helfen, wo wir können: Wir fällen Bäume, bergen Fahrzeuge, tragen Möbel heraus, stellen die Wasserversorgung sicher und sind auch für den Brandschutz hier“, erläutert Stephan Nieber, der als Bereitschaftsführer der 2. Feuerwehrbereitschaft seit Dienstag in Sinzig anpackt. „Was wir hier sehen und erleben, ist schwer in Worte zu fassen. Das Leid der Bürger bedrückt mich. Aber die Dankbarkeit der Bürger treibt uns alle an. Das ist unsere Motivation. Menschen, die alles verloren haben, geben ihr letztes und sind sichtlich froh, dass wir hier sind“, fasst der Zugführer der Pinneberger Bereitschaft zusammen.
Nicht nur für ihn und seine Kameradinnen und Kameraden sind die Erlebnisse im Katastrophengebiet schwer zu verarbeiten. Die Menschen, die durch das Hochwasser alles verloren haben, stehen an ihrer Belastungsgrenze. Deshalb hat das norddeutsche Kontingent das Team der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) erweitert. Seit einer Woche sind 15 Einsatzkräfte der PSNV-Kräfte in Rheinland-Pfalz. Thomas Scheld von der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein leitet das Team, zu dem auch Pastorinnen und Pastoren gehören: „Je mehr geräumt ist, desto mehr haben die Menschen Bedarf an Gesprächen, sie brauchen uns.“ Notfallseelsorgerin Margarethe Kohl ergänzt: „Normalerweise rücken wir eine Stunde nach einem schweren Unglück an. Das war dieses Mal anders. Hier gibt es Menschen, die haben seit zehn Tagen nicht geduscht. Ihr Haus können sie nicht mehr betreten. So eine Situation kann sich kaum jemand vorstellen.“ Auch nach der Abreise der Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein soll es weiter Hilfe für die Menschen vor Ort geben: „Wir arbeiten gerade daran, dass ein Netzwerk für die Bewohner aufgebaut wird. Zudem ist die Erkenntnis tröstlich, dass der Mensch ganz viel aushält. Das hilft, diese Dinge zu ertragen“, so die Pastorin. Auch für die Helferinnen und Helfer wird es Angebote der Nachsorge geben. „Jede Einsatzkraft kann darauf vertrauen, dass wir für sie und ihn da sind“, betont Thomas Scheld.
Unterdessen bereitet der Mobile Führungsstab für den morgigen Freitag den Rückmarsch des Landeskontingentes vor. Die Beseitigung der durch die aufgrund des Hochwassers entstandenen Gefahren ist im zugewiesenen Einsatzraum so weit vorangeschritten, dass die Kräfte aus Schleswig-Holstein die weiteren Arbeiten an die Technische Einsatzleitung des Landes Rheinland- Pfalz übergeben können. Gleiches gilt für die Versorgung der Bevölkerung vor Ort.
Der Rückmarsch wird über den Freitag verteilt in Teilkontingenten erfolgen. Die Teilkontingente werden so zusammengestellt, dass sie nach dem Überschreiten der Landesgrenzen direkt in ihre Heimatkreise verlegen können.
Der ASB-Landesverband Schleswig-Holstein war mit 50 Helferinnen und Helfern aus vier Regionalverbänden (RV) vor Ort. Darunter Sanitäter und Betreuungshelfer. Heute geht es auch für Thorsten Meyer, Rettungssanitäter und Vorstandsvorsitzender des ASB-RV Kreis Plön, Lisa-Victoria Plötz (Rettungshelferin) und Kevin Hinz (Sanitätshelfer, v.l.) zurück in die Heimat. Quelle: Mobiler Führungsstab Schleswig-Holstein/THW
UPDATE 30.07.2021
Hilfskräfte aus Schleswig-Holstein beenden erfolgreichen Einsatz der Hochwasserhilfe
„Der Mobile Führungsstab des Landes Schleswig- Holstein meldet sich ab und übergibt an die Technische Einsatzleitung Rheinpfalz in Bad Neuenahr-Ahrweiler“, lautete am gestrigen Donnerstag, 29. Juli 2021, um 20 Uhr die Meldung der beiden Leiter des Stabes Thomas Köstler, Chef der Berufsfeuerwehr Lübeck, und Carsten Herzog, Leiter der Berufsfeuerwehr Flensburg. Nach zehn Tagen beendet das Kontingent aus Schleswig-Holstein den Einsatz der Hochwasserhilfe in Rheinland-Pfalz.
Insgesamt 1.430 Einsatzkräfte der Feuerwehren, Hilfsorganisationen, des Katastrophenschutzes und THW leisteten ungemein wichtige humanitäre Hilfe für die Bürgerinnen und Bürger direkt vor Ort. Die große Dankbarkeit der betroffenen Menschen zeigte, wie wichtig die Unterstützung der Schleswig- Holsteiner war.
„Die Aufgabenfelder wurden erfolgreich abgearbeitet. Und für die Bürgerinnen und Bürger in Bad Neuenahr-Ahrweiler, denen unsere Betreuung bis gestern täglich rund 200 warme Mahlzeiten zubereitete, fand die Stabsleitung im Gespräch auch eine Nachfolgeregelung. Zum Wohle der Menschen in der Nachbarschaft kocht ab heute die Kurklinik Niederrhein. Dann können wir auch mit einem guten Gefühl nach Hause fahren“, formuliert Thomas Köstler. Als wahrer Erfolg erwies sich, dass das Kontingent aus Schleswig-Holstein als geschlossene und schlagkräftige Einheit mit Feuerwehr, Rettungsdienst, THW, Hilfsorganisationen und Katastrophenschutz ausrückte. Damit konnten die vielfältigen Arbeitsaufträge kompakt und erfolgreich abgearbeitet werden.
Zum Abschluss überreichten die Hilfskräfte die noch vorhandenen frischen Lebensmittel an die Tafel in Neuwied, ehe der Bürgermeister von Windhagen, Martin Buchholz, die Schleswig-Holsteiner mit einem großen Dank verabschiedete.
Zahlen, Daten, Fakten:
1.430 Einsatzkräfte in beiden Kontingenten leisteten eindrucksvolle 81.000 Arbeitsstunden in zehn Tagen
46.200 Mahlzeiten wurden für die Einsatzkräfte und die Menschen vor Ort zubereitet.
18.000 Liter alkoholfreie Kaltgetränke verbrauchten die Helferinnen und Helfer, das sind zwei Sattelzüge voll
1.100 Meter Stromkabel verlegten die Regieeinheit Neumünster und das THW für den Betrieb des Bereitstellungsraumes der Einsatzkräfte aus Schleswig- Holstein.
Es berichteten:
Nicole Bosold & Stephan Beitz
S5 im MoFüSt SH